ouzografie

Die authentische Entstehungsgeschichte

Mein Atelier befindet sich genau zwischen zwei Kneipen. Die eine gehört Anastasios, die andere dagegen gehört Konstantinos.-Ich bin seit Jahrzehnten von OUZO umzingelt.

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Und so verwundert es auch nicht weiter, daß diese Tatsache eine Zeitlang erheblichen Einfluss auf meine künstlerische Arbeit ausübte. Dort fiel auch die einsame Entscheidung, zum Schriftsteller umzuschulen. So konnte ich mein Arbeitszimmer entgültig in die Kaschemme verlegen, denn letzten Endes ist es ja einerlei, womit man kein Geld verdient- da kannte ich mich als Maler bereits bestens aus.

Der ursprünglich anvisierte Berufswunsch „Malerfürst“ war nach Jahrzehnten der Erfolglosigkeit entgültig in den Abgrund geschlenzt und so gedachte ich als Illustrator meine eigenen Bücher zu illustrieren. Hatte ich doch früher das Problem, daß sich das Erzählerische großen Raum in meinen Bildern verschaffte. Und das war in den achtzigern und weit in die neunziger Jahre hinein schlicht verpönt. Es war die Zeit, als sich die Farbe angeblich entgültig vom Gegenstand verabschiedet hatte um ein autistisches Eigenleben in unterkühlten Galerieräumen zu fristen. Meine Kollegen von der Avantgarde passten höllisch auf die vom Gegenstand abgeschälte Farbe ja nicht horizontal auf den Bildträger aufzutragen, da dies schon wieder an die soeben totgesagte Landschaft erinnerte.

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Meine Bilder indes trugen stolze Titel wie: „Schnapsbrennerei, brennend“ oder: „Fahrzeug mit überhöhter Geschwindigkeit“ oder „Hirsch und Röhren„. Das war die Hybris, ein Affront dem Zeitgeist gegenüber. Dafür strafte mich der internationale Kunstmarkt und die Kunstgeschichte mit beharrlicher Ignoranz.

Eine Zeitlang malte ich nur noch braune Bilder, nach dem Motto: „Farbe ist schön, macht aber zu viel Arbeit“. -Die Trotz Periode, wird man einmal kommentieren. Das „Ungeheuer vom Bärensee“ entstand. Nachdem die Fotografie dank Photoshop ihr Alleinstellungsmerkmal als zuverlässigen Beweis eingebüßt hatte verbreitet ich mit solchen Bildern mein Credo: „Wahr ist, was ein Künstler gemalt hat!“ Eine Zeitlang malte ich nur noch halbe Bilder. Das Hauptwerk dieser Phase war: „halbe Mona Lisa, half price„. Doch auch auf diesem Sonderangebot blieb ich sitzen und blieb mittellos. Mein Publikum wurde immer ratloser.

 halbe Mona Lisa

 half price

Daher versuchte ich mich im Low price Segment und machte Kunst für´s Proletariat. Bilder wie: „Rembrandt für Arme“ entstanden. Doch auch die Proleten fingen herzlich wenig mit mir an. Es folgten Würfel, denn ich war der Ansicht, daß der Kubismus noch lange nicht zu Ende gedacht war. Erneut sollte ich irren, die Würfel waren längst gefallen. Danach malte ich nur noch das, was sich im unmittelbaren Umfeld um das Atelier herum befand. Glücklicherweise stand dort, von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen eine braune Kiste aus gewöhnlichem Kunststoff mit Streusalz für den Winter. Dies inspirierte mich zu meiner Lieblings-Bilderreihe: „der Schatz von Stuttgart West„. Jetzt hatte ich mich entgültig zum Idioten gemacht und Kosta vom Augustin hatte großes Mitleid mit mir. Und so fing ich eines Nachts an, die Ouzos, die er mir ausgab vorher zu zeichnen, bevor ich sie trank.

Konstantinos entstammte der Gegend Griechenlands, von der man sagt, daß sich dort der antike Hades befand. Irgendwie fügte sich auf wundersame Weise das eine in das andere. Ich war wieder zur den Wurzeln unserer Kultur zurückgekehrt. -Und dort war es feucht! Ihm war längst klar, daß es hier um höheres ging, doch als Grieche konnte er wiederum nicht verstehen, wie man überhaupt etwas tun konnte, wofür man kein Geld bekommt. Um das herauszufinden füllte er mich ab. Ich versicherte ihm glaubhaft, daß er mit meinen Zeichnungen eines Tages reich werden würde, -eine Sprache, die er sofort verstand. Über dem Tresen befand sich eine Schachtel mit der Aufschrift: „Tomas Kurth OUZOGRAFIE„. Dort hinein verschwand alles, was im Verdacht stand später einmal wertvoll zu werden. Vorausgesetzt, ich wurde doch noch irgendwie berühmt. Und ich gab mir jede Mühe, in welchem Zustand auch immer. Dazu hörten wir immer „knocking on heavens door“, in der Version mit Guns and Roses. Und es pochte gewaltig! Doch der Herr wollte uns keine Audienz erteilen, da konnten wir klopfen soviel wir wollten.

Bald schon wurde ich zur umsatzsteigernden Attraktion im Augustin. Die anderen Gäste fingen nun auch an, mir Ouzos auszugeben um mir bei der Arbeit zusehen zu können. Auftragsarbeiten folgten. Oster- Ouzos mit Ohren, Weihnachts- Ouzos mit Mützen. Zum Schluss hatte ich ganze Tabletts mit vollen Gläsern vor mir.

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Nun war entgültig die Promillemauer durchbrochen und ich musste das ehrgeizige Projekt frühzeitig abbrechen. Mit Zeichnungen wie: „Ouzo Centauri“ und „das Ouzoversum“ definierte ich mal eben noch Maßstäbe für künftige Ouzografen- Generationen.
In Kürze erscheint mein illustriertes Lehrbuch: „erfolgreich Ouzozeichnen!“


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Die original Ouzografien im Passepartout kann man für € 50.- erwerben. eMail mit Bestellnummer bitte über das Kontaktformular an die BILDBAR senden.